Eleni Pavlidou: Ich komponierte wie der Teufel! Anekdoten über Händel

Pavlidou, Eleni (i.e. Paulidu, Helene): Ich komponierte wie der Teufel! Anekdoten über Händel. – Berlin: Eulenspiegel Verlag, 2009. – 124 S.
ISBN 978-3-359-01322-8 : € 9,90 (geb.)

Das Buch nötigte mich wieder zurück zum Deutschunterricht der Schule, um noch einmal zu klären, was eine Anekdote ist. „Das Unveröffentlichte“ bedeutet das Wort. In diesem Fall bezeichnet es eine kurze Erzählung, die treffend und evtl. humorvoll aus einer kleinen Episode heraus einen großen Zusammenhang, z.B. eine Person, beleuchtet. Das Buch fängt ohne jede Art Vorwort direkt mit einer Folge von kurzen Artikeln an, in denen Begebenheiten aus dem Leben Händels chronologisch erzählt werden. Jeder mit einer kurzen Überschrift. Und manchmal bekommt man eine Kommentierung oder Wertung gleich mitgeliefert, wobei nicht klar ist, ob diese aus den Quellen stammen oder von der Autorin selbst, die als Lektorin in Berlin arbeitet und nicht näher vorgestellt wird. Nachwortlos endet diese Folge auch wieder. Danach gibt es noch einen tabellarischen Lebenslauf Händels und ein Quellenverzeichnis, wo alles schon einmal veröffentlicht worden ist. Inwieweit es sich bei den Artikeln nun immer um Anekdoten handelt, ist eben fraglich. Manches hat durchaus eine Pointe, oft sind es aber auch nur nüchterne Fakten und Wendungen aus dem Leben des Komponisten, die man nur zur Kenntnis nehmen kann – oder muß, um dem Lebensweg folgen zu können. Wer sich mit Händel schon etwas auskennt, findet da kaum etwas Neues. Manchmal fehlt auch schlicht eine weitergreifendere Erklärung zum Verständnis des Beschriebenen. Natürlich wird trotz Macken und Schwächen das Lob des Menschen und Komponisten geschwungen bis zur Verklärung. Man hat am Ende das Gros dessen, was man über Händels Leben wissen kann, intus – sich aber nur in Maßen literarisch amüsiert.
Dieses Buch ist nur etwas für Händel-Neulinge. Als Geschenk ist es gefahrlos zu verwenden, denn es überfordert genauso wenig wie es unterfordert. Daß es zu einer Serie mit Anekdoten zu Mendelssohn und Schiller gehört, zeigt, daß ein Markt für Leichtes um die Jubiläumsnamen ohne allzu große Mühe bedient werden soll. Das allerliebst kolorierte Porträt auf dem Cover mit dem Titelzitat als Sprechblase verspricht aber auch nicht mehr, als dahinter eingehalten wird.

Sebastian Kaindl
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30 (2009), S. 341

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