Berlin 04.07.2013: Unbeliebte Künstler im Rampenlicht, Teil II: Der Ort

Liebe Freunde des Chansons, der Unterhaltung,
und des Hotels Bogota,

mein Konzert, auf das ich im Anhang hinweise, und das Bestandteil des Berliner Themenjahres Zerstörte Vielfalt ist, beginnt mit dem Chanson Es wird schon wieder besser. Diese Liedzeile war auch ein kleiner Hoffnungsträger für das Hotel Bogota. Dessen Besitzer, der Multimillionär Dr. Thomas Bscher, hat eine Räumungsklage gegen den Betreiber Herrn Joachim Rissmann eingereicht, und will aus diesem Berliner Kleinod ein Bürohaus machen, wir haben ja noch nicht genug davon (!) mit Luxusgeschäften (auch davon gibt es genügend in Hülle und Fülle!). Er nennt es notwendige Sanierung. Das Streitgespräch am Mittwoch [19.06.2013] im Verlagshaus des Tagesspiegel zeigte es all denen, die das Bogota erhalten wollen und nach Möglichkeiten dafür suchten und suchen: wer Geld hat, hat die Macht. Der bei den Gästen unbeliebte SPD-Bürgermeister Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Naumann, zeigte sich dem Anliegen des Herrn Bscher mehr zugeneigt, als dem Begehren der für das Hotel kämpfenden Freunde, Gäste, Künstler. Beide saßen auf dem Podium nebeneinander und mauschelten des Öfteren, so dass der Eindruck entstand „die können gut miteinander“. Denn nur dort, wo Kulturpolitik versagt, können solche Auswüchse entstehen. Auswüchse, die das geschichtlich relevante Berlin verdrängen und mit LUXUS die Stadt ersticken. Und, dass das Hotel Bogota eines der geschichtsträchtigen Gebäude Berlins ist, das kann wohl niemand bestreiten.
Im Berliner Themenjahr 2013 mit dem Titel Zerstörte Vielfalt, das dem Gedenken all der Vielfalt gilt, die durch die Nationalsozialisten mit ihrem Machtantritt vor 80 Jahren anheimfiel, wird – wenn das eintritt – ein Stück jüdisches Berliner Leben zerstört. Im Hause arbeitete die heute weltberühmte Modephotographin Yva (eigentl. Else Ernestine Neuländer; Photo ihres Ateliers s.o.), die 1942 deportiert und ermordet wurde, einer ihrer Schüler war der Photograph Helmut Newton, der 1938 emigrierte; die Reichskulturkammer hatte dort ihren Sitz – es gäbe noch mehr aufzuzählen.
Diese Vielfalt verschwindet ab dem Herbst des Jahres 2013, wenn das Haus saniert wird (auch der Stuck aus dem Jahre 1911 soll wieder angebracht werden – für wen?). Dann wird das Haus keine Gäste mehr beherbergen und es werden keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Wir leben in einer Zeit, in der einzig und allein der Wert in der der privaten Geldvermehrung zu finden ist. Eine armselige Zeit.
Schön wäre es, wenn es am 4. Juli viel Publikum zu der von mir im Anhang beworbenen Veranstaltung geben würde, auch um Herrn Rissmann zu danken, der all die Jahre (im kommenden hätte seine Familie 50jähriges Bestehen des Hotel Bogota gefeiert) ein offenes Herz für Kunst und Kultur hatte und dessen Hotel zu einem lebendigen Treffpunkt aller Kunst- und Kulturbegeisterten geworden ist. So etwas sucht in Berlin seinesgleichen.

Mit herzlichen Grüßen

Evelin Förster

Evelin Förster
Chanson, Spurensuche, Autorin

www.evelin-foerster.de
www.diefrauimdunkeln.jimdo.com

Hier geht’s zur Online-Petition “Das Hotel Bogota soll leben“.

 

 

 

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